Manuela Wüthrich
Lehrperson BMA HF
Kontakt: manuela.wuethrich@edubs.ch
Betriebliche Praxisphase im dualen Studium –
Praktikumskonzepte des Bildungsgangs BMA biomedizinische Analytik HF
Masterthesis an der FHNW MAS Erwachsenenbildung und Bildungsmanagement
Ausgangslage
Die bisherigen Abschlussevaluationen des Bildungsgangs BMA HF zeigen eine hohe Zufriedenheit mit der Ausbildung in den Praktikumsbetrieben. Gleichzeitig weisen Rückmeldungen von Studierenden auf deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Praktikumsbetrieben in der Umsetzung der Praktika hin. Daraus ergab sich das Interesse zu untersuchen, ob die von den Studierenden wahrgenommenen Unterschiede in den Praktikumskonzepten tatsächlich erkennbar sind. Die Zielsetzung und Fragestellung der Masterthesis beziehen sich daher auf die betriebliche Praxisphase des dualen Studiums BMA HF.
Ziel
Die Masterarbeit zeigt anhand eines Modells auf, welche Konzepte in den betrieblichen Praxisphasen des Studiums biomedizinische Analytik HF umgesetzt werden und hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor.
Fragestellung
Wie werden die betrieblichen Praxisphasen im Bildungsgang biomedizinische Analytik HF umgesetzt?
Begriffsdefinition duales Studium und Praktikum
Das duale Studium ist ein wissenschaftsbezogenes und zugleich berufsqualifizierendes Bildungsangebot, das durch die enge Kooperation der beiden Lernorte – Schule und Praxis – eine starke Theorie-Praxis-Verbindung schafft. Entscheidend ist die konsequente Verzahnung des wissenschaftlichen Studiums mit dem anwendungsbezogenen Lernen in der Arbeitswelt (Brodsky, 2022, S. 2; Deuer, 2022, S. 179; Leichsenring, 2015, S. 40–41).
Studierende ersetzen keine reguläre Arbeitskraft. Verantwortungsvoll agierende Unternehmen geben wertvolle Einblicke in spätere berufliche Tätigkeiten und fördern systematisch die Weiterentwicklung fachlicher Kompetenzen (Wald, 2021, S. 46). In einem Praktikum muss sowohl das Lernen als auch das Arbeiten vorhanden sein, ansonsten kommt es einem Ferienjob bzw. einer reinen Bildungsmassnahme gleich (Ostendorf et al., 2018, S. 17–20).
Methodisches Vorgehen
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden leitfadengestützte Interviews mit den berufsbildungsverantwortlichen Personen (BBV) der Praktikumsbetriebe des BzG geführt. Den angefragten BBV wurden die Zielsetzung und die Fragestellung transparent kommuniziert, so dass diese bei Bedarf zusätzliche Berufsbildnerinnen oder Berufsbildner für das Interview einladen konnten. Zwölf von dreizehn Praktikumsbetrieben nahmen teil. Insgesamt waren 22 Personen bei den zwölf Interviews anwesend. Die Interviews wurden aufgezeichnet, mit MAXQDA transkribiert und nach dem Ansatz von Mayring (2022) qualitativ ausgewertet. Dazu wurde anhand von Vertiefungsfragen ein Kodierleitfaden deduktiv entwickelt und induktiv ergänzt.
Ergebnisse und Diskussion
Sieben Betriebe haben oder entwickeln aktuell ein Praktikumskonzept. Die übrigen orientieren sich an der Einarbeitung ausgelernter BMA mit Anpassungen (längere Einarbeitungszeit, Ausschluss einzelner Arbeitsplätze). Feedback erfolgt meist im Arbeitsprozess, in einigen Betrieben wöchentlich oder bei Arbeitsplatzwechsel. Neun Betriebe beziehen sich im Praktikum auf Unterrichtsinhalte. Die meisten Betriebe sind mit der Kommunikation des BzG zufrieden. Drei empfinden die Plattformvielfalt (Engage, OLAT, Easysoft) als zu komplex. Die Beweggründe auszubilden, beruhen nicht nur auf einer zukünftigen Anstellung, sondern auch auf dem Verantwortungsbewusstsein für das Berufsbild.
Unterschiede zeigen sich vor allem in der Abstimmung auf Unterrichtsinhalte, der Umsetzung des Anteils Training und Transfer TT (Selbstlernzeit, Lernaufgaben) und der Diplomarbeit DA. Besonders auffällig ist die unterschiedliche Handhabung der zur Verfügung gestellten Selbstlernzeit. Bei der Vergabe von Lernaufgaben fällt die Diskrepanz geringer aus. Labore ohne Lernaufgaben liegen deutlich in der Minderheit. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der im Rahmenlehrplan festgelegte TT-Anteil von 5 % unterschiedlich ausgelegt wird. Fehlen sowohl zusätzliche Lernaufgaben als auch ein Bezug zum Unterricht, ist fraglich, ob die Dualität des Bildungsgangs gewährleistet ist.
Fazit und Ausblick
Neben mehreren Gemeinsamkeiten und kleineren - als wenig relevant eingestuften -Unterschieden wurden drei zentrale Umsetzungsvariablen identifiziert:
Bezug zu Unterrichtsinhalten,
Handhabung der Selbstlernzeit,
Umfang der Lernaufgaben.
Diese Aspekte bieten Diskussionspotenzial zwischen den Praktikumsbetrieben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Heterogenität der Praktikumsbetriebe bzw. der Labore innerhalb eines Betriebes eine bedeutende Rolle spielt. Es erscheint sinnvoll, den Fokus auf gegenseitige Inspiration und mögliche Annäherungen zu legen, ohne eine verbindliche Vereinheitlichung anzustreben.
Das aktuelle Forschungsdesign berücksichtigt ausschliesslich die Perspektive der Praktikumsbetriebe. Durch die Ergänzung der Abschlussevaluation um gezielte Items könnte künftig auch die Sichtweise der Studierenden systematisch erfasst werden.
Quellenverzeichnis:
Brodsky, A. (2022). Lernen am Arbeitsplatz im dualen Studium. Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36605-6
Deuer, E. (2022). Duale Studienangebote – Erfolgsfaktoren und Potenziale. In J. Cai, H. Lackner, & Q. Wang (Hrsg.), Jahrbuch Angewandte Hochschulbildung 2020: Deutsch-chinesische Perspektiven und Diskurse (S. 175–190). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36004-7_10
Leichsenring, A. (2015). Integration von beruflicher und hochschulischer Bildung in dualen Studiengängen. BWP – Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 44(3), 40–41. https:// www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/download/7622
Mayring, P. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. https://content-select.com/de/portal/media/view/6230dc9f-d158-4bda-a1f2-1d0db0dd2d03?forceauth=1
Ostendorf, A., Dimai, B., Ehrlich, C., & Hautz, H. (2018). Den Lernraum Betriebspraktikum gemeinsam öffnen: Anspruch und Werkzeuge einer konnektivitätsorientierten Praktikumsdidaktik. innsbruck university press. https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/29678
Wald, P. M. (2021). Ja, was erwarten sie denn – die Studierenden von ihrem Praktikum? In M. Rütten & K. Bierer (Hrsg.), Future Talents: Personalgewinnung und Bindung von Praktikanten und Studierenden (S. 43–54). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33023-1_4